GERALD FIEBIG
1973
geboren
lebt und arbeitet in augsburg
1991-2001
mitherausgeber
der literaturzeitschrift "zeitriss"
seit 1992
mitwirkung im geräuschpop-projekt
die grenzlandreiter
mit mathias huber
1993-1998
studium der vergleichenden und
französischen literaturwissenschaft
sowie philosophie
in augsburg und brighton
1995
kunstförderpreis
der stadt augsburg
in der sparte literatur
als mitglied
der gruppe "zeitriss"
seit 1998
mitwirkung
in der hausmusikgruppe
jesus jackson und die grenzlandreiter
http://www.mathiashuber.de/jesusjackson
seit 1999
arbeit als verlagslektor
in münchen und augsburg
seit 1999
herausgeber des
internetmagazins
www.gebrauchtemusik.de
seit 2001
kurator
des gleichnamigen
netzlabels
2002 - heute
siehe ausführliche angaben im grauen feld
unten
gerald fiebig
AKTUELL
gerald fiebig
tritt regelmässig mit seinen grenzlandreitern auf
präsentiert neuste texte in lesungen
experimentiert mit soundcollagen
und kombiniert diese auch immer wieder
mit literarischen elementen
ältere auftritte siehe hier
neue lyrik
der foltergarten
erschienen im kölner krasch-verlag
der titel -der foltergarten-
verweist auf -the torture garden-
ein gedicht des amerikanischen songwriters
und dichters phil ochs (1940-1976)
in dessen werk sich glanz und elend politischer lyrik
in besonders ausgeprägter form finden.
das buch ist seinem andenken
gewidmet
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geräuschpegel
ein neues buch von
gerald fiebig
beeindruckende sprachmusik
zum thema klang und geräusche
116 seiten exzellente lyrik
yedermann verlag
2005
rezension:
siehe unten
am ende der seite
parallel zum buch
erscheint eine cd
mit vertonungen der texte
präsentation des buches plus
akustische performance
25. april
hoffmannkeller des theaters augsburg
gerald fiebig und martin schmidt
19. mai
münchen / mr. b.‘s / herzog-heinrich-strasse
gerald fiebig & el retardo (songs)
6. juni
münchen / speak and spin /
café gap / goethestr. 34
lesung gerald fiebig
10. juni
berlin-neukölln / kaffeehaus selig
herrfurthplatz 14
lesung gerald fiebig
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[meldung zdf]
auch gerald fiebig's
-kriechstrom-
wird vom verlag sukultur
über
bonbonautomaten
vertrieben
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oktober 2005
im rahmen der
augsburger kurzdramen-nacht
erstaufführung von
'früh. stück'
text und idee: gerald fiebig
regie: harald wolff
darsteller: daniela nering und ronny hansch
höhmann-haus
maximilianstraße
15. oktober ab 18.00 uhr
gerald fiebig
immer häufiger zusammenarbeit mit
[sat.org berlin]
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märz 2005
teilnahme am wettbewerb
um den leonce-und-lena-preis
im rahmen des literarischen märz
in darmstadt
februar 2005
turbo-hi dramatics
gerald fiebig & andreas neumeister
peter bommas, franz dobler
mixen brecht mit neuem sound
abraxas / junges theater
augsburg
november 2004
kunstförderpreis der stadt augsburg
in der sparte literatur
juni 2004
preis der literaturzeitschrift TORSO
für texte über musik
juni 2004
zweiter preis beim
kompositionswettbewerb
des sound-art-net-work
www.sound-art-net-work.de
mai 2004
auftritt im atelier außer.dem
münchen
märz 2004
flusenfilter & ohrenschmalzbrote
gedichte & songs
gerald fiebig & el retardo
kulturcafé parlando
bielefeld
märz 2004
tatsachen sind spielsachen
gedichte & songs
gerald fiebig & el retardo
im vorprogramm john steam
und trash-chic
köln
februar 2004
lyrik von jetzt und hier
lesung mit gerald fiebig und
lydia daher, caroline hartge, jan volker röhnert
cornelia schmerle, martin schmidt, tom schulz
silke scheuermann, sabine scho, raphael urweider
moderation: gerald fiebig und horst thieme
abraxas / große halle
augsburg
november 2003
flusenfilter & ohrenschmalzbrote
gerald fiebig / gedichte
el retardo / songs
café teufelhart
dachau.
november 2003
gerald fiebig liest
freiraum
münchen.
oktober 2003
gerald fiebig liest
zusammen mit martin droschke
im KunstKraftWerk
augsburg.
musik mathias huber, andy köglowitz
mai 2003
punx picnic
jürgen jäcklin & gerald fiebig
g9
augsburg
april 2003
zweistromland
dialogische lesung von
ibrahim kaya & gerald fiebig
kresslesmühle
augsburg
dezember 2002
gerald fiebig liest
in der uniklinik
giessen
juni 2002
gerald fiebig in berlin
gast im club der polnischen versager
mit tom schulz und ron winkler
berlin-mitte
juni 2002
gerald fiebig shortlisted
beim dresdner lyrikpreis
lesung mit nad‘a cvancarova, pavel kolmacka
pavel petr, hendrik rost, cornelia schmerle
martin j. stöhr, tina stroheker
jan wagner
mai 2002
gerald fiebig in jena
lesung mit jan röhnert
frommgarten
frommannsches haus
märz 2002
gerald fiebig bei speak&spin
im münchner cafe gap
zusammen mit tibor fredmann
und andi strickland.
märz 2002
gerald fiebig mit
jesus jackson
und die grenzlandreiter
in lienus kunstgalerie & literaturcafé
augsburg
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bücher
1996
kriechstrom
gedichte
innsbruck / edition skarabaeus
www.skarabaeus.at
2002
erinnerungen an die 90er jahre
riemerling / yedermann verlag
www.yedermann.de
2002
normalzeit
gedichte
innsbruck / edition skarabaeus
www.skarabaeus.at
2004
zweistromland
gedicht
zusammen mit ibrahim kaya
bielefeld / ostheim
edition blackbox / medien streu
2005
geräuschpegel
gedichte
riemerling / yedermann verlag
www.yedermann.de
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aktuelle veröffentlichungen in
zeitschriften
edit
papier für neue texte
heft 35
drehbuch
zyklus aus den texten:
drehbuch, schreischrift/zeichensprache:,
echolalie, fürwort, dub
vokalpatrioten
ein poetry slam sampler
lydia daher (hg.), augsburg: ubooks
isbn 3-937536-33-7
track
intendenzen
zeitschrift für literatur
wilde ehen. über gedichte als fremdgänger
heft 10 (2004)
kindheit (sexy 70s disco remix)
(remix des gedichtes kindheit
von albrecht rau mit einem begleittext)
gegner
monatsunabhängige zeitschrift gegen politik
heft 15 (juli 2004)
formel von st. petersburg nach pawel filonow
augsburger friedenssamen
eine anthologie in wort und bild
bratislav rakic (hg.)
vechta-langförden: geest-verlag
isbn 3-937844-20-1
taverne agora, münchen-sendling
décharge
heft 122, juni 2004
10 von rüdiger fischer ins französische übersetzte gedichte
aus normalzeit
lyrik 2000s
odyssee
andreas sticklies (hg.)
norderstedt: books on demand
isbn 3-8334-1381
kopfodyssee, provinz (kissing-bad neustadt a.d. saale)
ndl
zeitschrift für literatur und politik
heft 1 (neue folge), 52. jg, 555. heft (mai 2004)
materialprüfung (zyklus aus den texten: nach der industrie, konkrete poesie, dichtung & starrheit, mutmaßungen über jakobson. roman, zen & die kunst, rauschleier)
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musik-projekte
und tonträger
2004
2. preis
beim kompositionswettbewerb
sound-art-net-work
seit 1992
mitwirkung im geräuschpop-projekt
die grenzlandreiter
mit mathias huber
seit 1998
mitwirkung in der band
jesus jackson und die grenzlandreiter
seit 1999
herausgeber des internetmagazins
www.gebrauchtemusik.de
seit 2001
kurator des gleichnamigen netzlabels
drugi disko
a dhyana compilation
cd von gerald fiebig / pille weibel:
akustische raufasertapeten
dhyana records dhy060
2004
gewöhnlicher schall
cd mit jesus jackson und die grenzlandreiter
2004
dissecting-table
cd von gerald fiebig / pille weibel
2003
wir sind fröhliche leute
cd mit die grenzlandreiter
neue mädchen hören
2003
akzent/zeit/verschiebung
cd von gerald fiebig / pille weibel
2002
ein ziemlich beknacktes lied hören
cd mit jesus jackson und die grenzlandreiter
2001
the medium is the massacre
cd mit die grenzlandreiter
2001
androgynous zone
cd mit androgynous zone
2001
keine seele hören
cd mit www.gebrauchtemusik.de/elfenart
2001
mit anderen worten
cd mit www.gebrauchtemusik.de
2001
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rezension:
zu gerald fiebigs lyrikband -geräuschpegel-
geschrieben von jan volker röhnert
Poetik des Mischpults
Unversöhnt und sperrig blickt Gerald Fiebigs Poesie den Zumutungen der Wirklichkeit ins Auge und stellt zugleich die Kunst des Samplings unter Beweis.
Gerald Fiebig meint es mit dem Sampling ernst. Wer den umtriebigen Augsburger Dichter, DJ und Veranstaltungs macher in den letzten Jahren lyrisch verfolgte, konnte sich bereits vergewissern von der Eigenwilligkeit seines poetischen Weltzugriffs. Da schafft einer Klangkörper, deren kantige Rhythmik und widerspenstige Bildwelt alles andere als harmonische Symmetrie suggerieren verrauschte Musikfetzen, grobkörnige Plakatreste des Alltags sind die Trouvaillen, aus denen die lyrische Phantasie jedes Mal von neuem Vexierspiegel unseres Gegenwartsbewußtseins bricoliert.
Gedichte als Collagenmappe
Der Titel „geräuschpegel“ kündigt es an: Gerald Fiebig bleibt seinem Vorsatz treu; unversöhnt und sperrig blickt seine Poesie den Zumutungen der Wirklichkeit ins Auge. Unfrisiert sammeln sich die Wahrnehmungen in der Collagenmappe des Gedichts. Keine Frage, das romantische Glotzen gewöhnt dieser Autor seinem geneigten Publikum schnell ab und dennoch schaut es sich verwundert in den Strophen um; hört, neugierig gemacht, dem Stakkato dieses Sprechens zu. Dafür sorgt sogleich das verstörende Intro „freiluftkino“: „über das wasser kriechen fetzen von liedern / durch das haar meiner arme: / im blaulicht der nichtschwimmerbecken / zittern die bilder von menschen, die trinken / bier am rand des wassers & warten / darauf, dass die sonne verschwindet / & die geschichte beginnt. // auf die nacht warten - / am abend schiebt sich ein orangefarbener filter / vor die linse, die sonne / setzt die bilder in flammen, der sound- / track verstummt, der projektor fängt feuer, das band / ist zu ende, die handycam wird zu heiß, / fällt in den kies, hinter der lodernden leinwand / endet der film & etwas beginnt / mit verstümmelten schreien.“
Sampelnder DJ
Fiebigs Traditionsbewußtsein entstammt nicht mehr (allein) dem der abendländischen Gattung Gedicht, viel ausgiebiger und versierter zitiert er die Tradition der Tonträgermedien, der Verstärkertechnik, des Kopfhörers, des elektrischen Baß und des Mikrofons. Seine Poetik ist die des Mischpults, an dem sampelnd der DJ steht. Bildungsgut oder Bildungsmüll, Tonscherben oder Tonkonserven - was fließt in diesen unbequemen, immer wieder die angerissenen Grundakkorde verzerrenden Textblöcken zusammen, wird auf der Magnet- oder Digitalspur des Recorders ineins gemixt? Ob die köstliche intellektuelle Blasphemie „mutmaßungen über jakobson“, das der Blauäugigkeit einer hoffnungslos entpolitisierten Lifestylegeneration gewidmete Cut-Up „Take the A bomb“ oder das „ertrinklied“, ein phantastischer Alptraum von Geschichte, der der Wahrheit erschreckend nahe kommt: Fiebigs Lyrik flüstert nicht in Zimmerlautstärke vor sich hin, sie operiert im Sound des betäubenden Geräuschpegels, der unsere Wahrnehmung blockiert, wo Landschaft nur noch als „grauraster“ aufscheint und höchstens „die schienen laufmaschen im gewirk der stadt“ zu ziehen vermögen.
Und dennoch, in Fiebigs gelungensten Gedichten, ergeben sich zuweilen nahezu utopische Zwiegespräche zwischen Ich und dem in seinen Gehörgang eingespeisten Abfallmaterial. Gesampelte, scheinbar unbekümmert recycelte lyrische Vergangenheit wird so zur Quelle plötzlicher Erleuchtungen über dem entseelten Asphalt der Gegenwart, wie im Falle von „nirvana“, das Zeilen des großen englischen Idyllikers John Clare, eines Zeitgenossen von Byron und Wordsworth, verarbeitet.
Marshall McLuhan, der mediophile, und Paul Virilio, der mediophobe Techniktheoretiker beschrieben die Medien gleichermaßen als Amputationen der menschlichen Körper- und Sinnenwelt. Fiebigs Gedichte zeichnen diese Amputationsverläufe nach, sie transponieren dabei die hilflose „grammatik“ (so beginnt das unten mit seiner ersten Strophe zitierte Gedicht) unserer Zeit in bitterböse Melancholie:
dass die welt an einem sonntagmorgen untergeht
ist zumindest wahrscheinlich.
am mittag finde ich dann endlich die tür,
die aus meinem halbtraumverklebten schlaf hinausführt:
verirrt im eigenen kopf zwischen zwei halbtoten sprachen
i wish i could sprechen Sie français,
wenn es um halb nach zwölf immer noch nacht macht
& man sich in der küche trifft, wo wir uns wärmen
an der zischenden sprache der kaffeemaschine:
das geräusch, das die wörter verbindet.
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spechtartprojekt 2010 / günter specht / gütersloh
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